Griechenland

Tag 146 - Griechenland. Beinahe unerreichbar und dennoch, quasi durch die Hintertür, reingekommen. Ich bin nun fast 5 Monate unterwegs. Vor 2 Monaten habe ich nach dem europaweiten Lockdown endlich die Grenze nach Spanien überqueren können und seit dem Erreichen Griechenlands auch die 20000 km Marke überschritten. Wie die Zeit vergeht.

Didier und ich fahren gemeinsam von Bord. Wir fahren ein ganzes Stück über das Gelände bis wir Blaulicht und Polizisten mit Warnwesten sehen die uns anhalten. Das einzige was man sehen möchte ist eine auf der "Passenger Locator Form" stehende Nummer. Das Ganze hat tatsächlich etwas von einer Lotterie. Nie war ich so froh eine Niete gezogen zu haben. Ich verabschiede mich von Didier und 5 Minuten später treffe ich auch an meinem Hotel ein, dusche und mache mich nochmal zu Fuß auf den Weg. 

Das Hotel bietet aufgrund Covid-19 kein Frühstück an. Neben dem Hotel befindet sich aber ein Café, in dem ich lecker frühstücken und mich eine Weile mit dem jungen Kellner unterhalten kann, der viele Jahre in Deutschland gelebt hatte. Danach geht es raus aus der Hafenstadt in die Berge.

Anfangs hatte ich noch überlegt, ob ich auf dem schnellstem Weg nach Patras fahren soll, denn es wäre ohne Schwierigkeiten an einem Tag zu schaffen. Ich entscheide mich dann doch für die ausgearbeitete Tour, da ich aber nicht einschätzen kann wo ich am Nachmittag sein könnte, habe ich noch kein Hotel gebucht. Ich komme sehr gut durch und fahre über Pass- und Bergstraßen die in einem überwiegend guten Zustand und vor allem so gut wie leer sind. Bin ich noch bei Sonnenschein losgefahren, ziehen aber hinter Asta langsam dunkle Wolken auf. Je mehr ich mich auf meiner Strecke dem Kremasta-Stausee nähere, desto dunkler werden sie bis ich die ersten Regentropfen abbekomme. Auf Regen habe ich keine Lust und da ich auch weiß, wo die letzte dringend benötigte Tankstelle ist, drehe ich um. In einem größeren Bogen umfahre ich die vermeintlichen Gewitterwolken und komme tatsächlich, nachdem ich zuvor Kilometer um Kilometer heruntergezählt habe, an einem kleinen Ort an, wo ich mir eine Pension oder ein kleines Hotel erhoffe und frage in einem Restaurant nach, von wo aus man einen  sensationellem Blick auf den Stausee hat. Die Eigentümerin ist etwas irritiert, da sie wegen Corona ihre Pension offenbar nicht geöffnet hat, zögert, lässt dann über einen englisch sprechenden Gast vermitteln, dass ich 10 Minuten warten müsse. Während der Wartezeit gönne ich mir das fällige "Lederbier", denn es sind mehr Kilometer geworden, habe ich vor allem mal wieder mehr Zeit auf dem Sattel verbracht als ich eigentlich wollte. Nachdem das Zimmer hergerichtet ist, kann ich endlich unter die Dusche. 

Nach Souvlaki und griechischem Salat tritt ein älterer Mann an meinen Tisch und spricht mich in gebrochenem Deutsch an. Ich erfahre von ihm, dass er bis vor 30 Jahren in Deutschland gearbeitet habe und lädt mich auf der nächste Bier ein. Später sitze ich vor dem Restaurant, wo auch 3 Polizisten noch einen Feierabendabsacker und später noch einen zweiten zu sich nehmen und höre von dem älteren ehemaligen Gastarbeiter, dass hier in der Gegend im Augenblick absolut nichts los sei. Die einzigen Gäste seien Nachbarn. Nachdem sein Tischnachbar mich auf einen Ouzo einlädt bezahle ich die nächste Runde. Etwas nach Mitternacht finde ich dann endlich auch den Weg in mein Bett. Wache ich morgens mit leichten Rückenschmerzen auf, kann es an den täglich wechselnden Matratzen liegen, wache ich mit leichten Kopfschmerzen auf, nicht selten an einem Wetterumschwung. Ich glaube, das muss der Grund gewesen sein.

Heute will ich Patras erreichen. Fahre ich noch bei 25 Grad los, werden es zwischenzeitlich bei zunehmend dichterer Wolkendecke und steigenden Höhen bis 1600 Meter nur noch 13 Grad. In einem kleinen Bergdorf halte ich an und nehme in einer kleinen, rustikal aussehenden Taverne Platz, wo bereits auf wackeligen Stühlen sieben Personen älterem Semesters sitzen, unter ihnen eine ältere Frau in schwarzer Kleidung. Ich bestelle mir einen Kaffee und weil das nicht so einfach ist, wie es sich im ersten Moment anhören mag, denn der Inhaber versteht oder besser ich verstehe nicht, welchen Kaffee er mir bringen soll. Die ältere Frau mischt sich freundlich, ja fast fürsorglich ein, aber letztendlich wird es nicht das was ich eigentlich wollte, sondern ein griechischer Kaffee und ein Glas Wasser. Es dauert nicht lange und dann will man wissen, wo denn meine Gruppe sei, woher ich komme und wohin ich wolle. Kommunikation wäre zu hoch gegriffen, aber ich habe das Gefühl, dass ich mich etwas erklären konnte. Als ich meinen Kaffee bezahlen will, ist er bereits von einem der anderen Gäste bezahlt worden. Innerhalb von nicht einmal 24 Stunden werde ich von wildfremden Menschen eingeladen, allein, weil ich Deutscher bin, weil ich allein reise oder, oder. 

Die Brücke zum Peleponnes

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