Kul Tour

Morgen heißt es Abschied nehmen vom Campingplatz in Gosht. Abschied von ein wenig Luxus mit Pool und guten Gesprächen mit ähnlich Reisenden. 

Das Wetter spielte nicht ganz mit in den letzten Tagen. Bei Gewitter, Regengüssen und sinkenden Temperaturen machte es keinen Spaß sich aufs Motorrad zu setzen und so war ich froh nicht auf mein kleines Zelt angewiesen zu sein.

Dennoch konnte ich vereinzelt kleine Touren noch einmal nach Yerewan und ansonsten in die Umgebung unternehmen, mich quasi auf eine kleine Kul Tour begeben.

In Yerewan ist mein erstes Ziel die hoch über der Stadt auf einem Hügel stehende "Mutter Armeniens", einem Monument, in dem neben dem Grab des unbekannten Soldaten auch ein Militärmuseum untergebracht ist. Rund um das Denkmal stehen diverses militärisches Gerät und Waffen der unterschiedlichsten Gattungen. Etwas, dass ich im so genannten Ostblock bereits häufiger gesehen habe, zeugt es offenbar von einem Bild, das auf besondere Weise vergangene militärische Präsenz bewahren soll. 

Unmittelbar angrenzend befindet sich der "Victory Park", ein Vergnügungspark, der nach westeuropäischem Erscheinungsbild größtenteils etwas aus der Zeit gefallen ist und einen gewissen sowjetischen Charme versprüht. 

Von hier aus fahre ich zum "Zizernakaberd" einer Denkmalanlage zum Gedenken des Völkermords an den Armeniern 1915 und nicht weit davon entfernt, fußläufig zu erreichen, zum 1983 eröffneten, architektonisch auffälligen "Karen Demirchyan Complex" für Sport und Konzertveranstaltungen. Hinein komme ich nicht, so bleibt es bei einem Gang außen herum.

Es mag daran liegen, dass Wochenende ist oder einfach daran, dass es sich bei dem nur wenige Meter von der Türkischen Grenze entfernt befindlichen "Kloster Chor Virap", mit Blick auf den für Armenier heiligen und unerreichbaren Berg Ararat, und dem nicht weit vom Campingplatz entfernten "Kloster Geghard" um beliebte Klöster handelt. Im Gegensatz zu anderen Klöstern die ich bereits in Armenien besichtigt habe, herrscht hier jeweils ein wahrer Menschenauflauf. In beiden sind gerade kurz zuvor Hochzeiten abgehalten worden, werde ich im Kloster Geghard Zeuge einer möglichen Firmung. Vielleicht ist auch das der Grund warum hier überall so viele Menschen sind. Aber auch beim "Tempel von Garni", den einzigen vorchristlichen Tempel im ganzen Kaukasus wenige Kilometer vor dem Campingplatz treffe ich auf eine verhältnismäßig große Menschenmenge. 

Ich bleibe jedenfalls nicht länger als nötig, aber gerade so lange, dass ich beim Geghard Kloster Zeuge werde, wie ein Schaf, letztendlich vergeblich, sich seiner vermeintlichen Opferung durch Flucht zu entziehen versucht indem es die vom Kloster anfangs bergab führende Straße davonläuft.

Der Tempel bzw. die komplette archäologische Anlage liegt auf einem Felsplateau am Rande einer Schlucht des Azat. Bereits hier aber viel besser etwas weiter Flussaufwärts lassen sich durch die Natur hervorgerufene Felsformationen erkennen, die zu Recht den Namen "Symphonie of Stones" trägen. An riesige Orgelpfeifen erinnern die zu tausenden aus dem Fels herausgewaschenen Gebilde, verändert sich dass Bild langsam aber stetig aber auch dadurch, dass die einzelnen Säulen im unteren Bereich immer wieder abbrechen und herunterfallen. Erstaunlich, dass es einen gepflasterten Weg unterhalb der Überhänge gibt von dem man nur wenige Meter entfernt ohne Schwierigkeiten die Risse feststellen kann, wo sich in absehbarer Zeit wieder größere Felsstücke lösen werden.

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Tags: Armenien