Mostar: Flop - Dubrovnik: Top

Bosnien und Herzegowina - Tag 128+129 - Kroatien: Eigentlich wollte ich mir den Abstecher schon ersparen, aber Mostar ist nicht weit von der Grenze zu Kroatien entfernt und so bietet es sich an, der geschichtsträchtigen Stadt einen Besuch abzustatten.

Seit 8 Uhr bin ich unterwegs. Ich rechne in Mostar nicht mit großem Gedränge, denn auch der Tourismus in Bosnien-Herzegowina dürfte noch nicht wieder richtig angelaufen sein. Ich möchte mir aber eine Übernachtung sparen und denke, dass ich mit einem entsprechenden Zeitfenster gut auskommen sollte. Ich fahre über Vrgorac und komme schon bald an die Grenze zu Bosnien und Herzegowina. Aber das war es dann auch schon. Da hatte ich wohl meine Hausaufgaben nicht richtig gemacht, denn die Grenze nach Bosnien und Herzegowina ist für Touristen noch geschlossen. Meinen Reisepass erhalte ich erst zurück, nachdem ich gewendet habe und an der Ausreiseseite des Häuschens wieder vorfahre. Die beiden Beamten sind ohne Zweifel freundlich und erklären mir auf meine Frage, wie ich denn dann nach Dubrovnik kommen solle, dass der Transit auf der Küstenstraße möglich sei. Okay denke ich mir, dann hast du ja jetzt richtig Zeit und kannst schön über Nebenstraßen und völlig entspannt nach Dubrovnik, bzw. erstmal zur Grenze fahren. In mein Navi gebe ich "kurvige Strecke" ein und los. Nun weiß so ein Navi natürlich nix von Covid-19 und ich mache mir auch keine weiteren Gedanken, nur als ich dann nach mehr oder weniger schönen und auch recht abenteuerlichen Strecken plötzlich vor einem wirklich kleinen Grenzübergang stehe, an dem beide Leuchtanzeigen unübersehbar ein rotes "X" anzeigen, bin ich vorerst mit meinem Latein am Ende. Ein genauer Blick ins Navi zeigt mir dann, dass ich an einem etwas abgelegenen Grenzübergang angekommen bin. Ein hilfsbereiter Grenzbeamter kommt näher, klärt mich darüber auf, dass der Grenzübergang wegen Covid-19 komplett und für mich sowieso geschlossen sei, da es sich um einen reinen Übergang nur Ortsansässige handele. Aber er hilft mir, dem leicht verwirrten Touristen dann doch wieder auf den rechten Weg. Ich bin nur froh, dass ich die zuvor gefahrene Abkürzung nicht noch einmal fahren muss. Offroad hin oder her. Vorbei an ausgedehnten Anbauflächen im Delta der Neretva, in der Nähe von Ploce, fahre ich zur Grenze.

Pause am Delta der Neretva

An der Mündung der Neretva

Delta der Neretva

Nachdem ich meine Unterkunft gefunden, eingecheckt und geduscht habe mache ich mich auf den Weg in die Altstadt. Diesmal bin ich mir sicher, dass ich ankommen werde, nicht nur weil es nur 1200 Meter sein sollen, sondern mein Vermieter mir auch alles haarklein erzählt hat. Auf dem Weg Richtung Altstadt wird mir bewusst, warum er mir für den Rückweg den Bus Nr. 4 empfohlen hatte. Der Weg in die Altstadt geht die ganze Zeit bergab. 15 Kuna (2 Euro) für eine Busfahrt sind da wirklich gut investiertes Geld.

In der Altstadt angekommen bin ich erstmal überrascht. Es ist absolut nichts los. Nur ganz wenige Touristen laufen in den engen Straßen dieser wirklich einmalig schönen alten Stadt herum. Vor den kleinen Geschäften teilweise gelangweilte Verkäufer und fast sämtliche Tische der über die Altstadt verteilten kleineren Restaurants sind unbesetzt. Vor manchen Restaurants sitzen anstelle der Touristen, Mitarbeiter am Tisch.

Mein Vermieter hatte mir erzählt, dass die komplett begehbare Stadtmauer seit Corona nur 50 Kuna kosten solle, etwa 7 Euro. Vor Corona und wieder ab dem 1. Juli sage und schreibe 200 Kuna. Da hat die Stadt offenbar schneller auf die ausbleibenden Touristen reagiert als mancher Restaurantbesitzer. Während einer knapp einstündigen Bootstour die mich in einem weiten Kreis um die Altstadt und eine vorgelagerte Insel führt, entdecke ich außerhalb der zum offenen Meer gelegenen Stadtmauer, fast wie an das bisschen Felsen geklebt, ein Restaurant oder zumindest einige Tische und Sonnenschirme und ich beschließe spontan dort anschließend ein Bier trinken zu wollen. Wenn die Preise in Dubrovnik überall so gesalzen sind, dann kann ich gut verstehen, dass die Tische vor den Restaurants leer sind. Ein kroatischer Urlauber, erst recht ein Bewohner Dubrovniks wird wissen wo er günstiger essen und trinken kann. Für das 0,33 ltr. Bier bezahle ich 62 Kuna, knapp über 8 Euro.

Die Begehung der Stadtmauer habe ich mir für den nächsten Tag aufgespart. Die 50 Kuna sind gut angelegtes Geld, denn am Abend zuvor hatte ich bereits mit der gleichen Karte das vorgelagerte Fort besichtigen können und mit der Abendsonne im Hintergrund einen schönen Blick auf die Altstadt gehabt.

Nun heißt es, beladen mit zwei Flaschen Wasser die Stadtmauer zu umrunden. Jetzt am Vormittag ist in der Altstadt etwas mehr los als noch am Abend zuvor, aber noch immer sind mehr Schwalben und Tauben über den Gassen unterwegs als Touristen in den Gassen. Auf der Mauer komme ich mit dem Besitzer eines kleinen Bistros ins Gespräch. Er bestätigt, was ich schon vor einigen Monaten gelesen hatte, dass die Touristenströme, insbesondere wenn Kreuzfahrtschiffe angelegt haben, schlimm seien. Teilweise dicht gedrängt ginge es dann über die Mauer. Bei den Eintrittspreisen allerdings für mich schwer zu verstehen. Aber Kreuzfahrer ticken da vielleicht auch etwas anders. Ich könne mich im Augenblick jedenfalls glücklich schätzen, denn schöner könne man Dubrovnik nicht erleben. Da zumindest stimme ich ihm zu. Auch der Ladenbesitzer eines kleinen Geschäftes mitten in der Altstadt bestätigt diese Aussage. Eigentlich benötige ich diese Aussagen gar nicht, denn mag es vielleicht auch für den einen oder anderen Geschäftsinhaber wichtig sein, dass bald wieder Touristen durch die Gassen strömen, mir gefällt Dubrovnik so wie ich es erlebe.

Nach dem Gang über die Mauer ist mir nach etwas Kühlerem. Ich hatte von oben in die Innenhöfe des Klosters blicken können und stelle mir nun vor, dass ich dort gut und gerne eine Weile bleiben könnte. Beinahe für länger. In der Nähe des Haupttores finde ich den schmalen Gang, der mich zum Eingang des Klosters führt. Gleich hinter dem Eingangstor befindet sich die Kasse, die allerdings nicht besetzt ist. Der Eintritt soll 50 Kuna betragen, steht auf einem Schild. Naja denke ich, vielleicht ist heute ja Tag des freien Eintritts und schon befinde ich mich im Innenhof und schlendere durch die um den Innenhof gelegenen Bogengänge. Nach einigen Minuten komme ich wieder in Richtung Eingang und sehe einen Mann, der den Griff des großen schmiedeeisernen Eingangstores in der Hand hat und in dem Augenblick das Zuziehen unterbricht, als er mich sieht. Zwei drei Worte und dann ruft er mir auf englisch zu, das jetzt geschlossen sei. Keine 30 Sekunden später hätte ich wohl oder übel mit den Nonnen klarkommen müssen. Wir müssen beide herzlichst über eine solche Situation lachen und auch eine Nonne die bereits vor dem Eingang wartet, kann sich ein Lächeln nicht verkneifen, als der Mann, vielleicht so etwas wie der Hausmeister, ihr von der Situation berichtet.

Die letzte große Aktion für diesen Tag in Dubrovnik soll die Fahrt mit der Seilbahn auf die Bergspitze über Dubrovnik sein. Ich weiß, dass es einen tollen und auch kurvenreichen Weg nach oben gibt, aber die Fahrt mit der Seilbahn gibt es zum scheinbaren Einheitspreis von 50 Kuna. Hin und zurück. Ich hatte bei der Planung meiner Tour diesen Weg bereits für den Abreisetag vorgesehen, da ich an dem Abzweig quasi vorbeifahre, aber dann hätte ich die Morgensonne direkt von vorn. Jetzt aber hüllt die Sonne eines späten Nachmittags die ganze Stadt in ein warmes Licht und das will ich mir nicht entgehen lassen. 

Bevor ich aber die Gondel betreten darf, in der laut Beschreibung bis zu 25 Personen Platz haben sollen, fragt man mich, ob man meine Temperatur messen dürfe, was dann auch geschieht, alternative hätte ich wohl nach oben laufen können, muss ich mir die Hände desinfizieren und eine Maske aufsetzen. Zu guter Letzt stelle ich mich dann auf zwei auf dem Boden geklebte Fußabdrücke. 8 Personen maximal. Gestern konnte ich noch ohne Maske Bus fahren und auch der Busfahrer trug keine, heute muss ich vor Betreten des Busse eine Maske anlegen. Ich hörte, dass Kroatien die Zügel wohl wieder etwas angezogen habe. Nach zügiger Fahrt erreiche ich den Gipfel und habe einen fantastischen Ausblick auf die Altstadt, die gesamte Bucht und das Hinterland. 

Im angrenzenden Fort, das als Museum genutzt wird, finde ich eine Ausstellung die sich mit dem Krieg und der Bombardierung Dubrovniks in den Jahren 1991 und 1992 auseinandersetzt. Viele Fotos sind ausgestellt und Filme werden gezeigt und schemenhaft kommen die Erinnerungen zurück an die Nachrichten von damals.

Ich fahre den Berg wieder hinunter und mit dem Bus wieder in die Nähe meiner Unterkunft, lasse es mir in einem kleinen Restaurant schmecken und lasse einen wieder einmal sehr erlebnisreichen Tag mit einem Bierchen ausklingen.

Tags: Kroatien, Balkan