Wie versenkt man mehrere 100€ im Meer

Tag 61 - Portugal: In dem man eine Drohne des bekannten Herstellers mit 3 Buchstaben aufsteigen lässt und sie aus den Augen verliert. Wenn man glaubt es ist nichts los, dann passieren Dinge, über die man dann doch berichten kann.
Wenige Wochen vor meiner Tour kaufte ich mir eine Drohne, um auch einmal Fotos oder Videos aus einer besonderen Perspektive machen zu können. Nicht ganz billig, aber mein Gedanke war, da die Tour etwas ganz besonderes werden sollte, sollte auch das Equipment stimmen. Am Ende der Tour kann man ja alles wieder im Internet verkaufen. Naja, wenn es denn nicht kaputt oder verloren gegangen ist.
So richtig viel Zeit hatte ich dann nicht mehr um mich Zuhause intensiver mit der Drohne zu beschäftigen. Die Tour ist lang genug, dachte ich, das wird dann schon irgendwann passen. Vor 2 Wochen habe ich die Drohne dann wieder ausgepackt und in meinem relativ großen Appartement einem kleinen Testflug unterzogen. Okay, das Appartement war dann doch irgendwie nicht groß genug. Die Drohne driftete ab, warum auch immer, und zog sich beim folgenden Absturz aus geringer Höhe eine kleine Beschädigung an einem der Rotorblätter zu. In den folgenden Tagen musste ich feststellen, dass das Fliegen lassen einer Drohne nach einem Absturz ein klein wenig vergleichbar ist mit dem Weiterfahren nach einem Motorradunfall. Es bereitete Bauchschmerzen, ob es sich wiederholen könnte. Der nächste Versuch, war klar, sollte nur noch auf einer großen Wiese stattfinden. Am besten frisch gemäht und weit und breit kein Busch oder Baum. Wäre jetzt beispielsweise was für Norddeutschland. Hier an der Algarve nicht so, aber hier hat man einen breiten Strand vor der Tür. Vor ein paar Tagen hatten wir wenig Wind und außerdem Ebbe, also Wasser weit weg. Es sollte also passen. Passte auch. Nach kurzem Testflug stand fest, dass die Drohne keinen flugtechnischen Schaden genommen hatte und das Abdriften ein Bedienerfehler gewesen war.
Heute sollte dann bei schöner Umgebung eine Fortschreibung des ersten Tests erfolgen. Ich sitze also auf den Klippen und neben mir auf einer vielleicht 2x2 m großen freien Fläche steht die Drohne zum Abflug bereit. Der aufgeladene Akku reicht für ca. 27 Minuten.
Ich muss kurz erwähnen, dass man zwecks besserer Film- und Fotoaufnahmen die Fernsteuerung der Drohne mit einem Handy koppeln kann, was man aber nicht muss, wenn man sie nur Ausprobieren will. Kurzum, ich ließ die Drohne aufsteigen und sich einige Meter entfernen.
Nun will ich nicht unbedingt Anderen die Schuld geben, aber zwei Möwen zeigten plötzlich ihr Interesse an dem aus ihrer Sicht vermutlichen UFO. Im Internet hatte ich ein Video gesehen, in dem eine Drohne von Vögeln attackiert worden war. Ich versuche also irgendwie aus der vermeintlichen Gefahrenzone herauszukommen, während die beiden Vögel nach kurzer Zeit scheinbar desinteressiert abdrehen. Ich sehe die Drohne zwar noch, kann aber nicht mehr erkennen in welche Richtung sie konkret fliegt bzw. wo hinten und vorne ist um die Flugrichtung bestimmen zu können. Ich ändere die Richtung, stelle aber fest, dass sie nicht näher kommt. Ändere nochmal und nochmal in jeweils kurzen Schritten, dann sehe ich sie nicht mehr. Weil ich nicht wissen kann in welche Richtung sie fliegt, stelle ich nach kurzer Zeit ein paar weitere Versuche ein. Dazu kommt, dass die Anzeige der Fernbedienung im Sonnenlicht nur schlecht zu erkennen ist. Hätte ich mich bloß etwas mehr mit der Theorie beschäftigt. Okay, ich weiß, dass die Drohne kurz vor Ende der Akkulaufzeit allein zum Abflugort zurück kommt, zurückkommen sollte. Und wenn nicht oder die Zeit nicht mehr reicht? Ich drücke die sogenannte "hometaste", die den sofortigen Rückflug zum Ausgangspunkt einleiten soll.
Die Fernbedienung spricht mit mir und erklärt mir, dass man zurückfliege, beantwortet aber nicht meine Frage nach dem "Wo bist Du?". Nach einer gefühlt schier endlosen Zeit sagt die Fernbedienung plötzlich, dass man die Landung einleite. Entfernung zu mir laut Display der Fernbedienung 0 Meter. Hää? Wo bist du? Ich blicke nach oben und kann nichts erkennen. Na super, Landen an einer Klippe. Vor kurzem habe ich mal meinen Standort gepostet. Klappte wirklich super. Auf 13 Meter genau. Könnte also eng werden.
Ich cancel den Landeanflug, belasse die Drohne in einer Höhe von 60-70 Meter und beginne hastig mein Handy aus der Tasche zu holen und anzuschließen. Während des Verbindungsvorganges wird mir mitgeteilt, dass es ein update gäbe und werde gefragt ob ich es herunterladen wolle. Na klar, hab ja Zeit ohne Ende. Heute Abend vielleicht. Irgendwie das Handy in die Halterung gefummelt, das nach kurzer Zeit wieder ausgeht. Mist, Halterung verdeckt den Fotosensor für den Daumenprint. Irgendwo da oben, so hoffe ich, fliegt noch meine Drohne. Nach einer gefühlten Ewigkeit ist der Kontakt mit der Drohne hergestellt und ich sehe durch das "Fliegende Auge", dass sie noch "lebt". Nun sieht die Welt von oben ja immer etwas anders aus als aus der Froschperspektive und so benötige ich eine gewisse Zeit um auf dem Bildschirm umliegende Felsformationen zuordnen zu können. Ich stelle fest, dass ich in der kurzen Zeit nach der vermeintlichen Möwen-Attacke die Drohne in einem weiten Halbkreis um mich herum gesteuert hatte und sie die ganze Zeit hinter mir war. Ich habe sie nach fast 15 Minuten wieder sicher landen können. Es gibt Dinge, die braucht man nicht. Den Rückweg brauchte ich dann allerdings um meinen Adrenalinspiegel wieder auf ein normales Maß zu bekommen.
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